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Juli 2020

Buchläden – zwischen Ästhetik und Zweck

In Zeiten von eBooks, Audible und kostenlosen Zeitungen, aber auch von Netflix, YouTube und Instagram, könnte man meinen, gedruckte Bücher gehörten einer verstaubten Vergangenheit an. Zu schwer, teuer und langatmig seien sie, könnten mit der Vielzahl an elektronischen Veröffentlichungen nicht mithalten und seien längst nicht so spannend wie filmische Unterhaltungsmedien, die nun jeder auf seinem Smartphone abrufen könne. Doch ist dem wirklich so?

Der Buchladen als Refugium

Durch die Coronakrise kam der internationale Buchhandel zum Erliegen, doch ist er nicht untergegangen. Albert Camus´ Klassiker Die Pest erfuhr einen kleinen Boom, und auch die Durchführung der Frankfurter Buchmesse war eine Erfolgsmeldung im Meer von Hiobsbotschaften.

Auch wenn der stationäre Buchhandel an sich keine Goldgrube zu sein scheint, hat er immer noch großes Potenzial, das man nicht unterschätzen sollte. Man denke an die altehrwürdige Dussmann-Filiale in Berlin-Mitte, die täglich tausende Kunden anzieht. Was macht sie aus? Es sind die gemütlichen Leseecken mit ansprechenden Vintage-Motiven, das nette Café im Untergeschoss und die aufgeschlossenen, fachkundigen Mitarbeiter!

So kann man einen Buchladen mit einer Ästhetik und Dienstleistung ausstatten, die man im Internet nie bekommen würde. Passende Bilderrahmen mit ansprechenden Motiven, die man beispielsweise bei Plattformen wie Dear Sam beziehen kann, Begegnungsorte, eine kleine Gastronomie und Personal, das sich selbst aus leidenschaftlichen Lesern zusammensetzt, erweitern den Buchgenuss ungemein.

Ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell

In einer ständig anonymer werdenden Welt werden Orte, an denen man Gleichgesinnte treffen und mit ihnen über gemeinsame Leidenschaften reden kann, immer begehrter. So verwundert es nicht, dass der Buchhandel wieder Zulauf erfährt und sich die Kundenzahlen stabilisieren.

Es wäre auch ungewöhnlich, wenn das Buch als Medium ein Ende in der Digitalisierung fände. Dafür hat es schon zu viele Neuerungen, wie das Radio oder das Fernsehen, überlebt. Sofern Buchläden sich nicht nur auf ihren Hauptzweck, sondern auch auf eine sinnvolle Ausrichtung und ansprechende Ästhetik berufen, werden sie uns auch in Zukunft erhalten bleiben!